Was Macht Ein Boot In Der Burg Falkenstein?

Was Macht Ein Boot In Der Burg Falkenstein?

Im Weinviertel in Österreich thront die Burg Falkenstein auf einem Hügel über der Stad. Es gibt auch einen Wanderweg zur Burg, wir fahren die schmale Straße hoch bis zu einem großen Wiesenparkplatz.

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Die Burg war jahrhundertelang landesfürstliche Lehens- und Pfandherrschaft, bis sie im Jahre 1571 in Privatbesitz gelangte. 1645 wurde die Burg im 30 jährigen Krieg von den Schweden erobert, jedoch nicht zerstört. Der Verfall setzte erst Ende des 17. Jahrhunderts ein. Damals wurde sie zwecks Baumaterialgewinnung abgebrochen. Als Steinbruch genutzt wurde sie bald zur Ruine.  Die Burg hat also eine lange, eine sehr interessante Geschichte.

Schon gleich nach dem Torbogen fällt uns eine nachgebaute Galeere auf, die im Burghof liegt. Was macht denn ein Boot hier, wo weit und breit kein Meer, kein See und kein Fluß ist?

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Wir gehen der Sache auf den Grund und erfahren ein spannendes, grauenhaftes Kapitel dieser langen Geschichte. Der Täuferbewegung wurde im „Täufergwölb“ ein eigenes kleines Museum gewidmet. Damit komme ich zurück zu der Galeere im Eingangsbereich.

Die erinnert an das Schicksal der täuferischen Galeerensträflinge. Im 16. Jahrhundert gab es wohl keine schrecklichere Drohung als das Urteil: „Auf die Galeeren!“ Dieses Urteil kam einem qualvollen Tod auf Raten gleich und diente oft als Ersatz für die Todesstrafe.  Meist wurde es über Mörder und andere Verbrecher gefällt. Auch die Täufer, wie die Falkensteiner Galeerensträflinge von 1540 oder später die französischen Hugenotten, traf dieses Urteil. Ihr einziges Verbrechen bestand allerdings nur darin, dass sie von der katholischen Lehrmeinung abwichen. In schweren Eisenketten musst der Verurteilte als Galeeren- Ruderer seine Strafe verbüßen.

Zum Vollzug der Strafe gehörte bereits der Weg ans Meer. Für die gefangenen Täufer bedeutete das, mitten im Winter von Falkenstein  nach Triest getrieben zu werden. Dort lag die Flotte der Habsburger. deren Antritt wurde der Verurteilte oft wie ein Tier mit einem Brandzeichen versehen. Die Behandlung der Rudersklaven war grausam. Trommelschläge, Pfeifsignale und Peitschenhiebe waren die mIttel der Verständigung. Hitze und entsetzlicher Gestank erfüllt den Schiffsraum. Man roch Galeeren schon lange, bevor man sie sah. Waschen war verboten, damit die Schwielen nicht aufweichten. Im Falle eines Schiffbruchs waren nur Rettungsboote für die Offiziere vorhanden.

Auf einem einzigen Quadratmeter mussten sie arbeiten, essen, schlafen und ihre Notdurft verrichten. Zur Nahrung wurden Zwieback, Bohnen und oft schlechtes Wasser gereicht. Die Arbeit des Ruderns währte bis zu 10 Stunden ohne Unterbrechung. Wer zu schwach zum Rudern war, der wurde abgekettet und ins Meer geworfen.

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Wir marschieren weiter zum Burggwölb. Dies ist ein Kellergeschoss und diente als Wohnraum für das Gesinde des Burgherren. Bis zu 30 Menschen lebten hier auf engem Raum zusammen.

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Wieder an der frischen Luft, einmal tief durchatmen und weiter geht es durch das Gelände, immer wieder mit Blick auf die im Tal liegenden Dächer von Falkenstein.

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Wir erreichen den Felsenkeller und steigen hinunter in dunkle natürliche Felshöhlen. Eine Besonderheit der Burg Falkenstein.

Der Ursprung dieser Höhlen liegt in der Jurazeit und ist vor 150 Mio. Jahren entstanden. Der Burgberg von Falkenstein war zu dieser Zeit eine Felseninsel im Urmeer. Regenwasser konnte von oben durch Ritzen und Spalten des Kalkfelsens eindringen und die Höhle zu ihrer heutigen Form erweitern. Sie wurde im 12. Jht. entdeckt, erweitert und genutzt. Aus dem 16. Jahrhundert gibt es Ziegelreste, die auf eine Nutzung der Höhle als Gefängnis schließen lassen.

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In einem Teil des Gewölbes bekommen wir einen Einblick in die Geschichte und Lebensweise der Hutterischen Brüder, die mit der Geschichte der Burg Falkenstein eng verbunden sind.

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 Nachdem wir den höchsten Punkt der Burgruine erklommen haben und die Aussicht zur Genüge genossen, machen wir und noch auf den Weg zum tiefer gelegenen Turnierhof. Dies ist der 3. Burghof und fast 3.00 m2 groß. Hier wurden hohe Gäste empfangen sowie ritterliche Kampfspiele veranstaltet.

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Ein letzter Blick in das Tal auf die Stadt Falkenberg und wir verlassen in Gedanken versunken diesen schönen Ort mit der schrecklichen Geschichte.

Ein Spaziergang durch die wunderschöne Kellergasse in Falkenstein bringt uns wieder auf andere Gedanken. Die Keller sind leider alle geschlossen, die Weinbauern befinden sich zur Lese in den Weingärten.

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Eine offene Tür finden wir dann doch – zur Selbstbedienung. Leider gibt es nichts zu essen dazu, jedoch einen Weinkühlschrank für Weinproben und auch einen Weinverkauf. 

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