Processione dei Misteri in Buseto Palizollo – dieses Ereignis geht unter die Haut

Processione dei Misteri in Buseto Palizollo – dieses Ereignis geht unter die Haut

 

DIESER PALMSONNTAG BLEIBT EWIG IN ERINNERUNG

 

 

Viele Wege führen nach Rom…..so heißt ein Sprichwort. Es führen auch viele Wege nach Buseto Palizzolo. Wir erreichen dieses kleine Dorf in den Bergen am frühen Morgen über einen scheinbar durch ein  Erdbeben gebeutelten Weg, quer durch wunderschöne Agrarlandschaft.

 

Warum fahren wir so früh hierher? 

 

Ostern wird auf Sizilien groß gefeiert, diese Feierlichkeiten beginnen hier schon am Palmsonntag. Ich habe mich im Internet schlau gemacht und diese Veranstaltung nach langer Suche  gefunden. 

Auf dem Parkplatz stehen schon 7 italienische Wohnmobile. Und es werden noch mehr. Eine Truppe von der Sicily – Tour rollt mit 13 Campern an und füllt den Platz in wenigen Minuten. Erstaunlich daß es in diesem kleinen Nest einen Camperservice mit Dumpingstation gibt. 

 

 

 

 

Auf den Schildern lesen wir daß dieses Ereignis erst um 17 Uhr beginnt und bis Mitternacht dauert. Der Entschluß steht fest, wir bleiben über Nacht einfach hier. Und es lohnt sich wirklich. 

Was wir hier zu sehen bekommen ist unbeschreiblich. Auf 16 Umzugswägen wird die Via Crucis , der Kreuzweg dargestellt. Auf diesen Wägen stellen die Einwohner der Stadt bedeutende Szenen der Passion Christi nach. 

Wir marschieren ca. 3 km zum Ausgangspunkt der Prozession. Dieses Dorf hat keine 3000 Einwohner, heute säumen viele Tausend Menschen von überall her die Straßen. 

Auf den ersten Blick kaum zu glauben daß es sich hier um lebendige Darsteller  handelt, bewegungslos harren diese Menschen auf diesen Wägen aus – und das vom Nachmittag bis Mitternacht. Über einige Kilometer.

Begleitet von mehreren Musikkapellen, die ihre schweren Trauermärsche unter wiegendem Marschieren zum Besten geben. Gezogen werden diese riesigen, zum Teil mit echten Olivenbäumen geschmückten Wägen von kleinen Traktoren der Oliven – und Weinbauern des Dorfes. Und dies sichtlich mit Stolz. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Besonders stimmungsvoll wird es nach Sonnenuntergang. Mit Fackeln und dezenter Beleuchtung verbreiten diese Darstellungen auf den Umzugswägen eine ganz besondere Stimmung. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inzwischen ist es schon sehr kalt, und die Darstellung  von Jesus auf dem Kreuz lässt nur erahnen was diese Menschen auf sich nehmen. Ich glaube daß der Darsteller dieses Jesus ein äusserst  gläubiger Mann sein muß und es wohl eine Ehre für ihn ist stundenlang in der Hitze oder Kälte da oben zu verharren. Anders kann ich mir diese Qual nicht erklären.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Je später die Stunde, umso mehr haben die Rettungsmannschaften zu tun. So manch einem scheint es dann doch zu viel zu werden. Ein „Apostel“ wird vom Wagen heruntergeholt, später sehe ich einen Rettungsmann mit einer Sauerstoff Flasche zu einem Wagen rennen. Ich glaube einen Marathon zu laufen ist einfacher als stundenlang so starr auf einem Fleck zu stehen. Die einzige Bewegung die ich manchmal wahrnehmen kann, ist ein Blinzeln mit den Augen. 

Ein Kind ruft neben mir plötzlich zu einem der Darsteller auf einem Wagen „Papa; Papa“ Die Mutter ersucht es dann mit „Bsssst, bisst“ still zu sein. 

Wir machen uns dann doch vor Ende der Prozession wieder auf den Weg zum Wohnmobil um uns aufzuwärmen. Es ist inzwischen wieder kalt.  Die Musik begleitet uns noch lange Zeit von der Ferne und durch das Fenster kann ich beobachten wie der „Kreuzzug“ schleppend den Hügel hoch bis zur Kirche, der Endstation zieht. 

Als wenn die Menschen noch nicht genug Strapazen auf sich nehmen, es beginnt auch noch zu regnen. 

 

Diese Prozession ist einzigartig und unvergesslich beeindruckend. Diese Bilder und Gefühle bleiben noch lange im Kopf, es ist einfach unbeschreiblich. 

 

Wenn sich jemand fragt was wir denn bis zum Nachmittag in diesem kleinen Dorf gemacht haben?

Bei einem Spaziergang auf den Hügel, ins Zentrum des Dorfes, genossen wir einen wunderbaren Blick in die Landschaft. Oben angekommen trinken wir in einem kleinen Café, gefüllt mit Einheimischen einen Espresso um dann zu Mittag in einer Agritourismo ein wunderbares Menü zu geniessen. Es gibt keine Speisekarte, alle Gäste bekommen dasselbe. Ausser uns sind nur Italiener zu Gast. Das ganze Menü kostet incl. aller Getränke €25.00 pro Person.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausserdem gibt es heute freien Eintritt in das kleine Museum des Dorfes, wo uns eine junge Dame stolz die Sammlung, welche zum Teil von früheren Generationen ihrer Familie stammt. So vergehen die Stunden bis zu diesem Ereignis wie im Flug. 

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