Was Reisen alles verändert – die Sicht auf viele Dinge – und sich selber!

Was Reisen alles verändert – die Sicht auf viele Dinge – und sich selber!

Reisen bildet – sagt man!

Da ist wirklich viel Wahres daran. Auf unserer langen Reise durch 16 Länder haben wir im letzten Jahr viel gelernt. Nicht nur über andere, uns fremde Kulturen und daß die Welt viel zu groß ist um alles sehen zu können.

Man lernt auch viel über sich selber, lernt sich besser kennen wenn man aus dem Hamsterrad tritt.

So manches sehe ich jetzt mit anderen Augen, auch entspannter. Viele Dinge sind einfach nicht mehr selbstverständlich.

Reisen macht  demütig, denn es macht dir bewusst, wie klein du eigentlich in dieser großen weiten Welt bist.

Du bist ein kleiner Punkt in einem unendlichen Universum. Akzeptiere es: Es ist nicht schlimm.

Distanzen bekommen eine neue Bedeutung!

Die Entfernungen und die Erreichbarkeit mancher Orte hat sich sehr geändert. Konnte sich vor allem Wolfgang vor dieser Reise noch nicht vorstellen weite Strecken an einem Tag zurückzulegen, hat sich das komplett geändert. Eine Fahrt  nach Hamburg – das sind von uns zuhause immerhin fast 1000 km, war fast undenkbar. Heute sehen wir das anders,  heute ist es ja nicht mehr weit!

In Patagonien zum Beispiel sind wir tagelang durch Niemandsland gefahren, zumindest haben wir keine Menschenseele getroffen. Kein Telefonempfang, kein Kontakt zur Aussenwelt. Nur der Wind und einzelne Tiere waren unsere ständigen Begleiter. Wir haben uns schon gefreut wenn  alle 50 bis 100 Kilometer mal eine Kurve kam damit das Lenkrad nicht ganz einrostet.

Hunderte Kilometer über Gravelroad, wirklich sehr grober Schotter, und Straßen übersät mit tiefen Schlaglöchern  war früher auch undenkbar, doch Henriette, unser Wohnmobil hat diese Strapazen zum Glück ohne Schaden überstanden – und auch wir. 

Wir jammern sicher nicht mehr über den Straßenzustand hier in Österreich. 

Leben auf 12 Quadratmetern ?

Wir haben auch gelernt mehr als ein Jahr auf engem Raum – ca. 12 qm zusammenzuleben ohne uns in die Haare zu kriegen. Na ja, es war sicher von Vorteil daß wir auch viel Zeit draußen in der Natur verbringen konnten. Sei es zum Wandern, kochen oder einfach draußen zu sitzen.

Auf diesen 12 qm2 hat alles Platz was wir zum Leben benötigen. Ein gemütlicher Sitzplatz, eine kleine Küche mit Gasherd und einem großen Kühlschrank, ganz wichtig ist eine eigene Dusche inc. WC und ein gemütliches, großes Bett. 

Problem Müll

Für uns ein großes Problem hat uns fast durch ganz Peru begleitet. DER  MÜLL. Tagelang führt die Straße regelrecht durch Müllberge, zumindest im Tal. Wenn man glaubt es geht nicht mehr schlimmer – schlimmer geht immer! Trotzdem haben wir es nicht über uns gebracht unseren kleinen Müllbeutel einfach irgendwo rauszuschmeissen, wir sind fast 100 Kilometer gefahren bis wir einen Mülleimer gefunden haben um unseren kleinen Müllsack ordentlich zu entsorgen. Wohl wissend daß er früher oder später auch irgendwo am Straßenrand landen wird. 

Wir haben dort Armin getroffen, einen Mann aus Deutschland, der schon viele Jahre in Lima lebt. Sein Eifer ist ungebrochen obwohl er keine Unterstützung erhält. In den Favelas wollte er den Bewohnern helfen das Müllproblem zu lösen, doch er stieß auf taube Ohren.

Unglaublich ist der Grund weshalb die Bewohner dieses Müllproblem behalten wollen. Viel Müll ist gleich viel Armut. Viel Armut ist gleich viel Unterstützung.

Dies ist etwas das ich nicht verstehen kann und nicht verstehen will. Erst über der Grenze in Ecuador erholten sich meine Augen schlagartig und erfreuten sich an sauberen, grünen Straßenrändern.

Kein Einkaufsstress!

Ein ganz wichtiger Punkt: Es geht auch ohne Einkaufen. Ausser natürlich etwas zu essen und zu trinken. Überall werden Dinge angeboten und verkauft die der Mensch nicht wirklich braucht. Sicherlich sind manche schön anzusehen und oft auch verlockend etwas zu kaufen – doch wohin damit? Der Platz ist beschränkt und die Bedürfnisse werden auf einer Reise sicher geringer. 

Auch haben wir schon lange damit aufgehört sogenannte Souvenirs zu kaufen, unsere Souvenirs und Erinnerungen sind in unserem Kopf und auf der Festplatte. Na ja, eine Kappe gegen kalte Tage darf es schon mal sein…. die brauchen wir ja doch immer wieder.

Minimalismus ist immer wieder  angesagt. Nicht nur daß die Größe des Kleiderschranks eingeschränkt ist, in Wahrheit brauchen wir nicht soooo viele verschiedene Sachen zum Anziehen. Im Grunde hat jeder seine Lieblingsstücke die immer wieder herausgenommen werden. Egal wie viel der Kleiderschrank hergibt.

Das selbe gilt für die Küchenaussstattung. Man kann auch ohne Mikrowelle und Nespresso Maschine leben.  Ein Rührbesen ersetzt auch einen Mixer – mit ein  wenig Muskelkraft funktioniert dies – wirklich. Es gibt in unserem Wohnmobil auch keinen Geschirrspüler, also wird immer gleich abgewaschen und so braucht es auch nicht sehr viel Geschirr.

Bügeln wird auch oft überbewertet – habe ich früher sogar Unterwäsche gebügelt, kann ich jetzt ganz gut mit ungebügelter Wäsche leben. Und mal ehrlich – wer sieht das schon? Höchstens jemand der auch solche trägt. Ein kleines Reisebügeleisen habe ich mir jetzt doch angeschafft, eine Bluse oder ein Hemd sieht gebügelt doch besser aus. 

Geduld und Gelassenheit

Es funktioniert in anderen Ländern nicht alles so termingerecht wie bei uns zuhause – zumindest meistens. Sich aufzuregen hilft da kein bisschen weiter. Auch seine Ungeduld zu zeigen schlägt auch oft in die verkehrte Richtung aus.

Bei Grenzübertritten in Südamerika haben wir das schon selber erfahren. Je ungeduldiger man sich zeigt umso langsamer wird hinter dem Schalter gearbeitet – da kann auch schon einmal eine längere Kaffeepause eingelegt werden oder der Beamte verschwindet einfach für bis zu einer Stunde im Hintergrund und es passiert gar nichts.

Besser ist es einfach in der Schlange zu warten und entspannt zu bleiben, solche Dinge brauchen eben ihre Zeit- oft auch Stunden. Wenn wir ehrlich sind haben wir doch genug Zeit und sind auf Reisen nicht auf der Flucht. 

Wer braucht schon einen Fernseher?

Wir haben uns schon bei der Bestellung unseres Womos dazu entschlossen keinen Fernseher einbauen zu lassen. Wir brauchen schlichtweg keinen. Ein Blick aus dem Fenster und wir haben das schönste Naturfernsehen das man sich nur wünschen kann.

Traumhafte Sonnenuntergänge, glitzernde Sternenhimmel, blaue Seen, Blumen und viele Tiere. Auch auf Nachrichten können wir großteils verzichten. Wir müssen nicht immer wissen was auf der ganzen weiten Welt passiert. Sollte es wirklich wichtig sein, erfährt man es so oder so. 

Wir haben so viele unterschiedliche Menschen getroffen und kennen gelernt, viele Geschichten gehört und sind uns darüber klar geworden wie gut es uns doch geht. Haben wir trotz Einschränkungen doch viel mehr ( allein in unserem Wohnmobil ), als ander Menschen. Und trotzdem sind sie glücklich und zufrieden.

Je weniger Ballast mitgeschleppt wird, umso leichter lebt es sich.

Und noch etwas haben wir gelernt – der Mensch ist im Grunde überhaupt nicht böse. Sie begegnen uns mit Freundlichkeit, Neugierde und Großzügigkeit. Mit diesen Eigenschaften überwindet man auch sämtliche Sprachbarrieren.

Ein Lächeln verstehen alle Menschen auf der ganzen Welt.

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