VON WILDEN HUNDEN UND SCHLAFENDEN FLAMINGOS
Viele Wege führen zum Naturreservat Vendicari. Zumindest laut Reiseführer und Navigationsgerät.
Wir finden auf Empfehlung eines Reiseführers den sehr schönen, sehr abgelegenen Agriturismo Calamosche, wo wir unseren Camper unter einen der vielen Olivenbäumen parken können.
Von hier ist das bedeutendste Feuchtgebiet Siziliens scheinbar gut zu erreichen und perfekt zur Vogelbeobachtung am frühen Morgen.
Wir steigen auf die Räder und versuchen auf verschiedenen Wegen in Richtung Strand zu fahren. Entweder sind die Zufahrtsstraßen gleich schon durch ein Gitter oder einen Zaun versperrt oder endet nach einigen hundert Metern vor einem geschlossenen Tor.
Es gilt dann doch einen größeren Umweg zu fahren. Ein Stück der Hauptstraße entlang führt dann eine sehr mit Schlaglöchern übersäter Weg zum Marinello Strand. Dort endet der Weg im tiefen Sand an einer wunderschönen Bucht.
Wir radeln wieder zurück und wollen den Weg zu den Seen erkunden, zu denen ich morgen in der Früh mit meiner Fotoausrüstung marschieren will um einige Vögel zu fotografieren. Dieser beginnt gleich bei unserem Übernachtungsplatz.
Nach ca. 300 Metern bleiben wir abrupt stehen, da uns 3 lauthals bellende und knurrende Hunde den Weg versperren. Kaum daß ich mich bewege verstärken sie das Bellen und machen wieder einen Schritt auf mich zu. Ich verhalte mich ruhig und versuche immer wieder einen Schritt wegzukommen. Keine Chance.
Nach einigen Minuten kommt ein alter Mann daher und erklärt uns daß der Weg in ca. 100 Meter für Radfahrer endet. Es folgen 2 Tore durch die nur Fußgänger schlüpfen können. Die Hunde gehören ihm nicht, es sind freilaufende, wilde Hunde. Wild – im wahrsten Sinne des Wortes.
Er rät uns über einen anderen Weg in das Naturschutzgebiet zu gehen, da die Hunde auch morgen Früh sicherlich hier sein werden. Ein Besucher soll vor kurzem schon mal vor lauter Schreck über den hohen Zaun geklettert sein. Darauf kann ich dann wirklich verzichten.
Nachdem er die Hunde ablenkt lassen sie von uns ab und wir können unsere Räder wieder besteigen und hauen ab.
Was machen wir jetzt? Wir beschließen morgen ganz früh loszufahren und die Riserva Naturale di Venidcari auf einem anderen Weg zu erreichen.
Nur 6 Kilometer von dem Agriturismo Calamosche ist ein weiterer Eingang zum Naturschutzgebiet. Parkplatz gibt es hier keinen, was uns sehr wundert, wir finden jedoch Platz am Straßenrand. Ausser uns ist noch keiner da.
Auf einem Steg führt der Weg zu den wirklich schön angelegten Observatorien an den 3 Lagunen, durch dessen Wände die Vögel im Wasser beobachtet werden können. Es ist sehr friedlich hier um diese Morgenstunden. Die Flamingos stehen wie erstarrt auf einem Bein und schlafen – echte Koordinationskünstler. Der 8 km lange Küstenstreifen ist zur teilweisen oder vorübergehenden Heimstatt von mehr als 200 Vogelarten geworden.
Auf dem Weg durch das Vogelparadies treffen wir auf die Ruinen eines alten Wachturmes aus dem 15. Jahrhundert und einer Thunfischfabrik.
Wir wundern uns über den guten Zustand und die Sauberkeit dieser Ruinen. An dieser Küste gab es ursprünglich 3 solcher Riesen Thunfischfabriken innerhalb weniger Kilometer, doch seit die Japaner die Thunfische schon weit vor dieser Küste fangen ist heute keine mehr in Betrieb.