Torres del Paine
Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg zum Torres del Paine Nationalpark. Die Schotterstraße die uns in den Park führen soll, ist gesperrt. So nehmen wir eben einen anderen Weg.
Die Wettervorhersage hat in der Nacht bis zu minus 7 Grad gemeldet, tagsüber nicht mehr als 6 Grad. Es weht ein starker patagonischer Wind, der Unterschied ist, heute weht er nicht kalt, sondern bringt Temperaturen bis 23,5 ° mit sich. Auch der angesagte Regen bleibt aus, wir haben riesiges Glück.
Die Straße in den Nationalpark ist sehr rustikal, grober Schotter, viele Löcher, unsere Henriette wird anständig durchgerüttelt und geschüttelt.
Doch die wunderschöne Landschaft lässt uns schon mal den Atem anhalten. Die Hinweisschilder sind nicht immer sehr hilfreich, doch wir finden trotzdem den Weg.
Es folgt eine weitere Umleitung und wir entschließen uns den längeren Weg zu unserem Campingplatz zu nehmen.
Schon bald stehen die berühmten Torres vor uns, zumindest einen Teil davon können wir hinter Nebelschwaden erkennen. Wir legen eine Kaffeepause ein und warten bis die Sonne ein bisschen mehr Licht bringt. Das ist ein großer Vorteil wenn man seine Küche dabei hat.
Die Straße schlängelt sich durch den Park, vorbei an strahlend blauen und türkisfarbenen Seen. Am Straßenrand immer wieder große Herden von Guanakos, die sich auch nicht davor scheuen sich direkt neben der Straße ihrem Liebesspiel hinzugeben.
Nach diesen endlos langen Fahrten durch flaches Land sind wir ganz begeistert von den Bergen. Auch in Österreich haben wir jede Menge Berge, doch hier sind sie wieder ganz anders.
Unser Campingplatz liegt wunderschön am Lago Pehóe. Die meisten Plätze sind ziemlich unter Wasser, das kommt vermutlich noch von der Schneeschmelze, die erst vor kurzem stattgefunden hat. Nach dem Abendessen mache ich mich auf die Suche nach einem trockeneren Platz, da unser Auto auch schon eingesunken ist. Ich werde fündig. Ein kleines Stück weiter vorne parken wir uns ein, mit wunderbaren Blick auf die sogenannten „Hörner“ und den See.
Der Wind schaukelt uns wieder in den Schlaf.
Hier im Nationalpark kann man natürlich sehr viele Wanderungen unternehmen, so starten wir gleich am nächsten Morgen nach dem Frühstück. Wir wollen auf den Berg gleich hinter dem Campingplatz über den Kamm und dann auf der anderen Seite wieder in´s Tal. Wir haben die Rechnung ohne den patagonischen Wind gemacht. Erst ist er noch erträglich, doch muß jeder Schritt gezielt gesetzt werden, da uns immer wieder starke Böen aus der Bahn werfen.
Die ganze Gegend hier ist sehr skurril, alle Bäume sind vor einigen Jahren einem riesigen Brand zum Opfer gefallen, den ein Tourist ausgelöst hat. Eine Aufforstung hat bereits begonnen, doch dauert es bei diesem rauhen Klima hier 200 Jahre bis diese Bäume wieder groß sind.
Einige Höhenmeter vor dem „Kamin“, durch das wir auf die andere Seite des Berges gelangen wollen, ist endgültig Schluß. Hier oben könnten wir fliegen lernen. Der Wind bläst mit 200 KMH und reißt gleich mal 2 Kappen von den Köpfen. Diese sind unwiederbringlich verloren. Da oben ist es nicht mehr möglich zu stehen. Es bleibt uns nichts anderes übrig als umzudrehen.
Am Nachmittag wollen wir 2 es nocheinmal wissen. Wir denken dort wo der Bergrücken ein wenig breiter ist wird der Wind nicht ganz so stark sein. So marschieren wir los so weit wir kommen. Fast oben am Kamm müssen wir unsere Expedition auch aufgeben, keine Chance weiterzukommen, bzw. stehen zu bleiben. Der Wind ist so stark daß wir kerzengerade über den sehr steilen Hang hinuntergehen können, der Wind bremst uns ein. Ich fühle mich wie auf einer Everest Expedition, nur fehlt der Schnee und es ist bei weitem nicht so kalt.
Am Abend steigt wieder eine Grillparty, wo wir ungeladene Gäste bekommen. Die Karakaras zählen zu den Falkoniten, diese gibt es hier in großer Anzahl. Diese Vögel werden wohl regenmässig gefüttert, so wie sie sich benehmen.
Was bringen wohl die nächsten Tage hier im Park?