OASEN UND ALTE STEINE
Wir verlassen Lima. Nach einem Höllenritt von fast 2 Stunden durch die Stadt kommen wir endlich wieder in eine ruhigere Gegend.
Was so viele Menschen am Samstag um 7 Uhr in der Früh auf der Straße machen, ich habe keine Ahnung. Außer uns natürlich, wir wollen schnellstens hier weg.
Schon gestern bei der Führung durch die Armenviertel haben wir gehört daß sich diese bebauten Hügel über 80 km weit ziehen. Das ist unvorstellbar, wenn man es nicht selber erlebt.
Auf unserer Fahrt wechseln sich Wüste und grüne Oasen ab.
Dort wo es Wasser gibt ist das Land sehr fruchtbar. Wir kaufen an einem Straßenstand wieder kleine Bananen und einige Maracujas. Für den ganzen Sack voll bezahle ich nicht einmal einen Euro. Schon bald verstehe ich den günstigen Preis.
Wir fahren durch Maracujafelder, einige Hektar groß, eines nach dem Anderen.
Dazwischen wachsen Pfefferoni, Zuckerrohr, Mais, Möhren, Erdbeeren, ZItronen, Granatäpfel, und Pfirsiche. Das Tal das von der Panamerikana nach Caral führt ist sehr grün und üppig bewachsen.
Dies verdanken die Menschen hier dem Rio Supe.
Die Straße nach Caral ist grottenschlecht, eine sehr löcherige Öl -Sandpiste.
Es bleibt uns nichts übrig als diese Rumpelpartie auf uns zu nehmen, und das ganze 25 km lang.
Warum machen wir das? Wir wollen uns die älteste bekannte Stadtsiedlung auf dem amerikanischen Kontinent ansehen – Caral.
Das Alter dieser Stadt wurde auf 5000 Jahre datiert.
Spezialisten sagen daß diese Kultur sicherlich nicht die erste in Südamerika war, dies ist an den Bauten zu erkennen. Es müssen schon Erfahrungen im Bau vorgelegen haben um diese Pyramiden so zu erbauen.
Nur mit einem Führer darf diese Anlage besucht werden. So zeigt er uns einige der Ausgrabungen und versucht Erklärungen dafür abzugeben. Auf Tafeln wird aufgezeigt was für Gegenstände in der jeweiligen Pyramide gefunden wurde.
Dinge aus Keramik und Metall gab es zu dieser Zeit noch nicht, lediglich einige Figuren aus ungebranntem Lehm.
Wir marschieren bei großer Hitze 2 Stunden lang durch diese große Anlage. Da tut eine kleine Pause auf einem Thron sehr gut.
Von hier oben haben wir auch einen guten Blick auf unseren Übernachtungsplatz.
Beim abendlichen Briefing müssen wir unsere Sessel zur Seite rücken, etwas ungewohnte Verkehrsteilnehmer suchen sich den Weg direkt durch unsere Gruppe.
Nachdem wir auf dem Parkplatz der Ruinenstadt Caral die Nacht verbracht haben, fahren wir die Löcherpiste wieder zurück zur Panamerikana.
Wieder führt uns der Weg durch die Wüste, teils nahe der Küste mit traumhaften Blick auf das Meer. Schon nach ca. 60 km steht die südlichste Festung der Chimu – Kultur. Diese siedelte sich zwischen 1250 – 1740 im nördlichen Peru an. Wir steigen auf den Hügel, besichtigen die Festung und haben einen wunderschönen Blick auf die Oase und das Meer.
Entlang unberührter Sandstrände führt die Panamerikana nach Norden. Es ist nicht leicht von der Autobahn wegzukommen um an den Strand zu gelangen. Bis wir eine kleine Durchfahrt entdecken und so die Autobahn überqueren können.
Wir fahren über einen kleinen mit Hütten bebauten Hügel und gelangen so in ein kleines, nettes Fischerdorf.
So wie die Menschen uns ansehen, verirrt sich nicht gerade oft ein Wohnmobil in die engen Gassen ihrer Heimat.
Doch sie winken und grüßen alle sehr freundlich. Am Hafen parken wir uns an der Straße ein um eine kleine Kaffeepause einzulegen. Dabei kommen wir mit einem Einheimischen in´s Gespräch, er möchte wissen woher wir kommen und was wir machen.
Ich gebe ihm eine Karte mit der Beschreibung unserer Tour, er freut sich sehr darüber, versucht gleich sie an der Scheibe seines Tuc-Tuc´s zu befestigen und fährt davon.
Die Bucht ist recht klein, das Wasser sehr sauber und die Fischerboote klein und bunt. Pelikane und Möwen fliegen über die Wasseroberfläche, es ist ein wunderschönes, beruhigendes Bild.
Kurze Zeit später wenden wir und fahren den gleichen Weg wieder zurück – es ist der einzige an dem wir durchkommen.
Wieder winken Menschen von allen Seiten, und ich sehe unseren „Freund“ wieder. Er wollte gerade wieder zu uns fahren um uns ein Geschenk zu geben. Er überreicht mir durch´s Fenster ein getrocknetes Seepferdchen. Eine sehr nette Geste finden wir. Ich bedanke mich herzlich und wir verabschieden uns von dem netten Dorf und den äusserst freundlichen Bewohnern.
Wir folgen einem Tipp der in unserem Roadbook steht und fahren zu einem anderen Strand. Doch dieser lässt uns gleich wieder die Flucht ergreifen. Das Wasser ist braun und dazu noch übel riechend. Wir sind happy diesen einen Platz vorher gefunden zu haben.
Nach ca. 400 Tageskilometern erreichen wir Trujillo. Wolfgang hat im Reiseführer wieder einmal ein Café gefunden das er unbedingt sehen will. So weichen wir von der üblichen Route ab und landen mitten in einem Markt. Knapp schummeln wir uns durch den aufgespannten Schirmen durch um dann in einer Straße mit sehr gut erhaltenen Kolonialhäusern zu landen.
Leider hat das Café geschlossen, wir werfen einen kurzen Blick auf die Plaza de Armas, bevor wir zu unserem Übernachtungsplatz am Strand fahren.
Der Plaza de Armas glänzt nur so, umgeben von bunten Häusern im Kolonialstil wurden hier auf Wunsch des neuen Bürgermeisters neue Platten gelegt. Der Platz sieht kaum anders aus wie vorher, nur ist die Stadt um einige Millionen ärmer.
Den Abend beginnen wir mit einem Umtrunk, haben wir doch heute die 90 Tage der Reise erreicht. Halbzeit bis zur Grenze in die USA.
Den Abend verbringen wir mit Alfred, Guido und Klaus in der Stadt. Dafür daß Gurtenpflicht besteht in Peru sind wir aber ganz cool unterwegs. Wolfgang teilt sich den Vordersitz mit Guido, ein bisschen knapp, aber es sind ja nur ca. 15 km.
Nach einem fantastischen Essen besuchen wir nocheinmal den Plaza de Armas bei Nacht.
Schön beleuchtet ist dieser scheinbar das Wohnzimmer vieler Einheimischer. Es geht richtig rund hier. Morgen verfolgen wir weiter die Spuren der Chimu Kultur, jeden Tag ein neues Highlight, wir sind gespannt.