Catania, verblassender Glanz einer glorreichen Zeit
Heute besichtigen wir Catania, die zweitgrößte Stadt Siziliens. Von Acireale erreichen wir mit dem Zug den Central Bahnhof in nur 10 Minuten.
Unser erstes Ziel ist der Fischmarkt hinter der Piazza del Duomo.
Obwohl es schon später Vormittag ist herrscht hier immer noch reges Treiben. Dieser Fischmarkt überbietet alle bisher in Italien gesehene. Die Auswahl ist enorm, von den verschiedensten Muscheln, Schnecken über Fische in allen erdenklichen Größen und Farben gibt es hier alles zu kaufen. Es wird lautstark anbeboten, ausgesucht, gewogen, verhandelt.
Manch einer scheint in Anbetracht dieses gigantischen Angebots ratlos zu sein und telefonisch um Rat zu bitten was er denn nach Hause bringen soll.
Die prall gefüllten Stände finden wir nicht nur am großen Marktplatz, sie ziehen sich in zahlreiche Gassen aller Himmelsrichtungen. Plötzlich wechselt das Angebot, bunte Obst- und Gemüsestände säumen die Straßen, bis Fleisch und Käse in allen möglichen Sorten angeboten wird. Und wieder finde ich so manches das ich weder kaufen noch essen möchte.
Sizilien ist ein Paradies für Artischocken – Liebhaber. Von diesen Preisen können wir zuhause nur träumen.
Nachdem wir uns sattgesehen haben und die Kamera heiß gelaufen ist, entschließen wir uns den Dom zu besichtigen. Die Kirchen in Italien halten auch ihre Siesta ein und schließen ihre Tore von Mittag bis zum späten Nachmittag.
Der Dom von Catania war einst eine Wehrkirche im Stil einer arabischen Festung. Das Erdbeben von 1693 ließ jedoch kaum etwas von diesem Normannendom übrig.
Schon enorm, wenn man daran denkt daß Catania ganze 7 mal von Lava überrollt wurde und immer wieder neu aufgebaut wurde.
Dem berühmten Komponisten Vincenzo Bellini, der nur 34 Jahre alt wurde, wurde im Dom ein Grabmonument errichtet.
Mitten auf dem Domplatz steht das Wahrzeichen von Catania, der Elefantenbrunnen, mit einem aus Lavastein gemeisselten Elefanten.
Ich habe mich gefragt weshalb ein Elefantenbrunnen das Wahrzeichen von Catania ist und habe mich schlau gemacht. Dabei habe ich diese Erklärung gefunden.
Die Idee zu diesem Monument geht auf Fran Lorenzo Berninis Elefanten vor der Santa Maria Sopran Minerva in Rom zurück. Während dort der Sockel aus einem einfachen Quader besteht und sich das Hauptinteresse auf die Bewegung des Tieres richtet, ist der Elefant von Catania mit auffälligem Schmuckwerk in Form eines Obelisken versehen.
Vaccarini entdeckte den Elefanten zufällig in den Trümmern der zerstörten Stadt. Er stammt aus römischer Zeit und bildete vermutlich den Abschluss einer Rennbahn. Auch der Obelisk wurde zufällig gefunden. Er kommt aus Ägypten und zeigt Symbole des Isiskults. Vaccarini stattete den Elefanten aus schwarzem Lavagestein mit einer Satteldecke aus weißem Marmor aus und errichtete darauf den Obelisken. Auf der Spitze wurde ein Kreuz als Symbol des Christentums angebracht, um die Stadt gegen weitere Naturkatastrophen zu wappnen.
Die heilige Agata wurde zur Schutzpatronin Catanias erwählt, seit sie 251 den Lavastrom stoppte, der das römische Catania niederzuwalzen drohte. Agata war Erzählungen zufolge eine kleine Sizilianerin, die sich weigerte einen heidnischen Römer zu heiraten und sich lieber erst in ein Bordell stecken ließ, sich auf der Folterbank strecken ließ und die Brüste mit glühenden Zangen abzwacken ließ. Sie soll auch später noch Wunder bewirkt haben.
Die Patronatskirche der heiligen Agata erhebt sich gleich gegenüber des Doms. Um € 4,00 kann der Turm dieser Kirche bestiegen werden, es geht auch gemütlich mit einem modernen Lift. Doch dieser führt allerdings nicht nach ganz oben. Das letzte Stück wendet sich eine sehr schmale, steile Wendeltreppe hinauf. Die Belohnung für die „kleine Mühe“ ist es auf alle Fälle wert.
Von hier oben haben wir einen wunderschönen Blick auf den Dom, den Domplatz und einen Teil der Piazza dell Universitá.
Wieder zurück auf dem „Boden“ statten wir der Piazza dell Universitá einen Besuch ab. Hier findet gerade eine Demonstration statt, welche von einem riesiges Polizeiaufgebot kontrolliert wird.
Unweit der Piazza dell Universitá befindet sich das Opernhaus Massimo Bellini. Am Sonntag findet die Premiere von „Fedora“ statt. Nachdem wir in der Nähe von Catania einen Campingplatz gefunden haben entschließen wir uns Karten zu besorgen.
Nach einem Fußmarsch einige Kilometer durch die Straßen der Stadt meldet sich auch schon unser Magen. In der Via Crociferi, der einzigen Straße die den Originalzustand des 18. Jahrhunderts bewahren konnte, reihen sich die verschiedensten Gaststätten aneinander.
Am Ende der Treppe lassen wir uns an der Sonne nieder und geniessen ein wunderbares Mittagessen. Frisch gestärkt machen wir uns auf weitere Entdeckungen.
Wir staunen immer wieder über die unzähligen gigantischen Bauwerke, zahlreiche Kirchen, Palais und Häuser mit verzierten Balkonen.
Auf dem Weg zurück zum Bahnhof passieren wir erneut die Piazza dell Duomo und die Piazza dell Universitá. Die Demonstration ist vorbei und es ist wieder Ruhe eingekehrt. Auf der Terrasse des Café Torrisi geniessen wir die Zeit mit Blick auf den Etna bis unser Zug uns wieder zurück nach Acireale bringt.